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Depression verstehen: Symptome, Ursachen und Wege zur Heilung

Depression ist eine psychische Erkrankung, die das emotionale, kognitive und körperliche Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen kann. Viele Betroffene fühlen sich hoffnungslos und erschöpft, oft ohne erkennbaren Grund. Doch Depression ist behandelbar – und es gibt wirksame Wege zur Besserung. Auf dieser Seite erhalten Sie einen umfassenden Überblick über Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungsansätze.

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M.Sc. Psych. Michael Stocker

Psychologischer Psychotherapeut
Fachkunde Verhaltenstherapie

Inhaltsverzeichnis Depression

Was ist Depression?

Depression geht weit über vorübergehende Niedergeschlagenheit hinaus. Sie ist eine Erkrankung, die sich auf das Denken, Fühlen und Handeln auswirkt und oft mit Gefühlen von Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit und innerer Leere einhergeht. Betroffene haben Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, verlieren das Interesse an sozialen Aktivitäten und fühlen sich oft dauerhaft erschöpft. Während Traurigkeit eine normale Reaktion auf belastende Ereignisse ist und meist von selbst vergeht, bleibt die depressive Stimmung über Wochen oder Monate bestehen – oft ohne klaren Auslöser. Ohne Behandlung kann eine Depression chronisch werden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

ICD-10 Kriterien der Depression

Die Diagnose einer Depression basiert auf bestimmten Kriterien, die in der ICD-10 (Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, Version 10) festgelegt sind. Diese Kriterien helfen dabei, eine Depression zu erkennen und von anderen Erkrankungen zu unterscheiden. Wenn Sie sich fragen, ob Sie möglicherweise an einer Depression leiden, sind hier die wichtigsten Punkte, die zur Diagnose herangezogen werden:

Kriterien für eine depressive Episode
Damit eine Depression diagnostiziert werden kann, müssen bestimmte Symptome für mindestens zwei Wochen fast täglich für die meiste Zeit des Tages auftreten. Die Symptome lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen:

1. Hauptsymptome (mindestens zwei):

  • Anhaltend traurige oder niedergeschlagene Stimmung
  • Verlust des Interesses an Dingen, die früher Freude bereitet haben
  • Geringe Energie und Antriebslosigkeit

2. Weitere Symptome (eins oder mehrere, so dass insgesamt mindestens vier Symptome vorliegen):

  • Anhaltend traurige oder niedergeschlagene Stimmung
  • Schwierigkeiten beim Konzentrieren
  • oder Treffen von Entscheidungen
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit
  • Gefühle von Schuld oder unbegründete Selbstvorwürfe
  • Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit
  • Verlust des Selbstvertrauens
  • Lebensmüdigkeit oder Suizidgedanken

Diagnose der Depression

Die Diagnose einer Depression erfolgt durch eine gründliche psychologische oder psychiatrische Untersuchung. Dabei werden Symptome, deren Dauer und Schweregrad erfasst. Häufig kommen standardisierte Fragebögen und strukturierte Interviews zum Einsatz, um eine präzise Einschätzung vorzunehmen. Zudem müssen körperliche Ursachen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen) ausgeschlossen werden. Es ist wichtig zu wissen, dass depressive Symptome auch durch andere Erkrankungen oder äußere Faktoren wie Medikamente verursacht werden können. Daher wird der Arzt oder Psychotherapeut auch andere mögliche Ursachen für die Symptome ausschließen, bevor er die Diagnose stellt.

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Dauer und Verlauf einer depressiven Störung

Dauer einer depressiven Episode

Die Dauer einer depressiven Episode variiert und hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel der Schwere der Symptome, der Behandlung und individuellen Merkmalen des Betroffenen. Eine unbehandelte depressive Episode dauert typischerweise zwischen sechs und zwölf Monaten, unter Behandlung etwa drei Monate. Zusätzlich ist der Ausprägungsgrad der Depression unter Behandlung geringer. Bei anderen Menschen kann eine depressive Episode länger anhalten und mehrere Jahre dauern, wenn keine Behandlung erfolgt.

Verlauf einer depressiven Störung

Der Verlauf einer depressiven Störung kann unterschiedlich ausfallen. Es gibt drei Haupttypen von Verläufen:

1. Einmalige depressive Episode mit vollständiger Genesung

2. Rezidivierende Depression:

Betroffenen erleben wiederholt depressive Episoden. Zwischen den Episoden können symptomfreie Phasen bestehen. Etwa 60% der Menschen, die einmal depressiv erkranken, erleiden mindestens eine weitere depressive Episode.

3. Chronische Depression:

Etwa 10% der betroffenen Menschen haben eine chronische Depression, definiert als eine Depressionsdauer von mehr als 24 Monaten.

Symptome der Depression
bei Frauen

Frauen sind etwa doppelt so häufig von Depressionen betroffen wie Männer. Die Symptome können sich jedoch geschlechtsspezifisch unterscheiden. Frauen berichten eher von „klassischen“ depressiven Beschwerden (s. ICD-10 Kriterien), allerdings gibt es einige depressive Störungen, von denen ausschließlich Frauen betroffen sind:

1. Depressive Störung vor der Periode
Viele Frauen erleben depressive Verstimmungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus (Prämenstruelle Dysphorische Störung, PMDS).

2. Depression nach der Geburt
Die postpartale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die Frauen nach der Geburt betreffen kann.

Symptome der Depression
bei Männern

Besonders in einer Gesellschaft, die traditionelle Männlichkeitsbilder betont, fällt es vielen Männern schwer, ihre emotionale Not zuzugeben. Depressionen werden aus diesem Grund bei Männern häufig nicht erkannt, was zu langanhaltenden Belastungen führen kann.

Die Symptome einer Depression können sich bei Männern anders äußern als bei Frauen. Neben den oben genannten ICD-10 Kriterien können bei Männern häufige Anzeichen einer Depression folgende sein:

Reizbarkeit und Wutausbrüche: Männer neigen dazu, Frustration und Traurigkeit in Form von Wutausbrüchen oder aggressivem Verhalten auszudrücken.

Körperliche Beschwerden: Schlafstörungen, Müdigkeit und häufige Kopfschmerzen sind häufige körperliche Symptome.

Vermehrter Konsum von Alkohol oder Drogen: Einige Männer versuchen, ihre Depressionen mit Alkohol oder Drogen zu betäuben.

Erhöhtes Risikoverhalten z. B. Geschwindigkeitsüberschreitungen mit dem Auto

Ursachen von depressiven Störungen

Die Ursachen einer Depression sind vielschichtig und umfassen ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Dazu gehören:

Genetische Veranlagung: Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn bereits Familienmitglieder an Depressionen erkrankt sind.

Neurobiologische Veränderungen: Ungleichgewichte von Botenstoffen, wie z. B. Serotonin, können die Stimmung negativ beeinflussen.

Persönlichkeitsmerkmale wie z. B. Perfektionismus, hohe Selbstkritik und ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis können das Risiko für Depressionen erhöhen.

Psychosoziale Belastungen wie z. B. chronischer Stress, traumatische Erfahrungen oder belastende Lebensereignisse (z. B. Trennung, Verlust, Überlastung) können depressogen wirken.

Behandlungsmöglichkeiten für depressie Störungen

Eine Depression ist gut behandelbar. Die Wahl der Therapie richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten/der Patientin. Zu den wirksamsten Behandlungsmethoden gehören die Psychotherapie und die medikamentöse Therapie.

Wirksamkeit von Psychotherapie

Psychotherapie ist eine der effektivsten Behandlungsformen für Depression.
Studien zeigen, dass insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
signifikante Verbesserungen bewirken kann (Cuijpers et al., 2013). Eine Metaanalyse von Cuijpers et al. (2013) ergab, dass Psychotherapie bei leichten bis schweren depressiven Störungen eine hohe Wirksamkeit aufweist. Zudem wurde gezeigt, dass psychotherapeutische Interventionen nachhaltigere Effekte haben als medikamentöse Behandlungen allein. Erfahren Sie mehr über die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) in meiner Praxis.

Videobasierte Psychotherapie

Videobasierte Psychotherapie, bei der Therapeut und Patient(in) online über eine gesicherte Videoverbindung kommunizieren, hat sich als effektive Methode zur Behandlung von Depressionen erwiesen. Onlinetherapie stellt eine vergleichbare Alternative zur traditionellen Präsenztherapie dar und kann den Zugang zu psychotherapeutischer Unterstützung erleichtern (Berryhill et al., 2019). Erfahren Sie mehr über Onlinetherapie in meiner Praxis.

Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie

Die verhaltenstherapeutische Gruppentherapie ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Depressionen. Sie kombiniert die Prinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) mit den Vorteilen einer Gruppenintervention. In der Gruppe lernen die Teilnehmenden, negative Denkmuster zu identifizieren, problematische Verhaltensweisen zu verändern und soziale Kompetenzen zu stärken. Dies ist insofern bei der Überwindung problematischer Muster in Beziehungen hilfreich. Der Austausch mit anderen Betroffenen schafft zudem ein Gefühl der Zugehörigkeit und reduziert soziale Isolation, die häufig mit Depression einhergeht.

Die Wirksamkeit der verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Eine Meta-Analyse von Cuijpers et al. (2019) zeigte, dass Gruppentherapie ebenso effektiv wie Einzeltherapie ist. Erfahren Sie mehr über die verhaltenstherapeutische Gruppenbehandlung in unserer Praxis

Wirksamkeit von Antidepressiva

Antidepressiva sind insbesondere bei mittelgradigen bis schweren Depressionen wirksam. Eine Metaanalyse von Cipriani et al. (2018) untersuchte 21 verschiedene Antidepressiva und stellte fest, dass alle getesteten Medikamente wirksamer als Placebo waren. Besonders selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Sertralin und Escitalopram gelten als gut verträglich. Studien, dass die Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung in bestimmten Fällen, z. B. bei schwerer Depression, oft die besten Ergebnisse liefert (Kessler et al., 2017). In meiner Praxis selbst werden keine Antidepressiva verschrieben. Falls ich eine Indikation für eine medikamentöse Behandlung bei Ihnen feststellen sollte, werde ich Sie dahingehend beraten. Eine zeitgleiche medikamentöse Behandlung kann beispielsweise durch den Einbezug von Psychiatern bzw. meinen erfahrenen Kooperationspartnern ermöglicht werden.

Phasen der Heilung von Depression:
Ein Überblick

Die Heilung von Depression verläuft oft in mehreren Phasen, die unterschiedliche Herausforderungen und Ziele umfassen. Es ist wichtig, diese Phasen zu verstehen, um die Therapie besser einordnen zu können und realistische Erwartungen an den Heilungsprozess zu setzen. Die Phasen der Heilung lassen sich in drei Hauptabschnitte unterteilen: Akutphase, Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe.

(nach Kupfer, 2021 in Holsboer-Trachsler et al., 2016)

1. Akutphase: 

Der Beginn der Heilung

Die Akutphase ist die erste und intensivste Phase der Depression. In dieser Phase stehen die Symptome der Depression im Vordergrund. Betroffene fühlen sich oft von der Erkrankung überwältigt und haben Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen. Ziel dieser Phase ist es, die Symptome zu lindern und die akuten Beschwerden zu behandeln, um eine Stabilisierung zu erreichen.

Symptome: siehe ICD-10 Kriterien

Behandlung: Psychotherapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie), Medikamenten (z. B. Antidepressiva) oder eine Kombination aus beidem

Ziel: Eine erste Verbesserung des Wohlbefindens und die Rückkehr zu einem funktionalen Alltag.

2. Erhaltungstherapie:

Auf der Suche nach Stabilität

Nach der Akutphase folgt die Erhaltungstherapie. Rückfälle sind ein häufiges Merkmal von Depressionen und können durch verschiedene Stressfaktoren ausgelöst werden. In dieser Phase geht es darum, die gewonnenen Fortschritte zu sichern und Rückfällen vorzubeugen.

Symptome: mögliches Wiederauftreten von depressiven Symptomen, aber meist weniger intensiv als in der Akutphase.

Behandlung: Fortsetzung der Psychotherapie und gegebenenfalls Anpassung der medikamentösen Behandlung.

Ziel: Stabilisierung des Zustands und Vermeidung eines Rückfalls

3. Rezidivprophylaxe

Der Langzeitverlauf der Depression

Ein Rezidiv tritt auf, wenn die Depression erneut auftritt, nachdem die Symptome in der Vergangenheit vollständig abgeklungen sind. In dieser Phase kann es notwendig sein, eine langfristige Behandlung beizubehalten, um die Rückkehr der Erkrankung zu verhindern und den Patienten dabei zu unterstützen, mit der Krankheit langfristig umzugehen.

Symptome: Symptome der Depression können in unterschiedlicher Intensität wieder auftreten, jedoch ist der Verlauf individuell sehr unterschiedlich.

Behandlung: Langfristige Psychotherapie (z. B. regelmäßige Sitzungen zur Stabilisierung) und gegebenenfalls eine dauerhafte medikamentöse Behandlung, um die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens zu verringern.

Ziel: Aufrechterhaltung einer stabilen psychischen Gesundheit und Vorbeugung weiterer depressiver Episoden.

Quellen

Barkowski, S., Schwartze, D., Strauss, B., Burlingame, G. M., Barth, J., & Rosendahl, J. (2020). Efficacy of group psychotherapy for depression: A meta-analysis. Psychotherapy Research, 30(8), 965-982.

Berryhill MB, Culmer N, Williams N, et al. Videoconferencing psychotherapy and depression: a systematic review. Telemed E Health. 2019;25:435–446.

Cipriani, A., Furukawa, T. A., Salanti, G., Geddes, J. R., Higgins, J. P. T., Churchill, R., … & Barbui, C. (2018). Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant drugs: A multiple-treatments meta-analysis. The Lancet, 391(10128), 1357-1366.

Cuijpers, P., Karyotaki, E., Weitz, E., Andersson, G., Hollon, S. D., & van Straten, A. (2013). The effects of psychotherapies for major depression in adults on remission, recovery and improvement: A meta-analysis. Journal of Affective Disorders, 149(3), 484-492.

Cuijpers P, Noma H, Karyotaki E, Cipriani A, Furukawa TA. Effectiveness and Acceptability of Cognitive Behavior Therapy Delivery Formats in Adults With Depression: A Network Meta-analysis. JAMA Psychiatry. 2019 Jul 1;76(7):700-707. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2019.0268. Erratum in: JAMA Psychiatry. 2019 Sep 1;76(9):986. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2019.2040. Erratum in: JAMA Psychiatry. 2022 Feb 1;79(2):180.

Holsboer-Trachsler, Edith & Hättenschwiler, Joe & Beck, Johannes & Brand, Serge & Hemmeter, Ulrich & Keck, Martin & Rennhard, Stefan & Hatzinger, Martin & Merlo, Marco & Bondolfi, Guido & Preisig, Martin & Gehret, Anouk & Bielinski, Daniel & Seifritz, Erich. (2016). Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe unipolarer depressiver Störungen. Swiss Medical Forum. 16. 739-743.

Kessler, R. C., van Loo, H. M., Wardenaar, K. J., Bossers, W. J., Schoevers, R. A., & de Jonge, P. (2017). Using patient data to personalize depression treatment. World Psychiatry, 16(3), 270-280

Kupfer DJ. Long-term treatment of depression.J Clin Psychiatry. 1991;52(Suppl):28–34.

Leichsenring, F., & Stein, D. (2009). Depressionen bei Männern. Psychiatrische Praxis, 36(2), 72-76.

World Health Organization (WHO). (2022). Depression. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression

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